KFZ-Versicherung: Der Familientrick für Senioren

Ralph Audörsch • 23. Oktober 2025

Der Alterszuschlag für Rentner in der KFZ-Versicherung

Viele Menschen erleben es mit Erstaunen, kaum ist man im Ruhestand oder jenseits der 70, steigen plötzlich die Beiträge für die Kfz-Versicherung, obwohl man jahrzehntelang unfallfrei gefahren ist. Was steckt dahinter? Und wie lässt sich die Kfz-Versicherung im Alter günstig halten, ohne auf Mobilität zu verzichten?

Dieser Beitrag erklärt, warum Versicherer höhere Beiträge verlangen, welche Rechte ältere Fahrer haben und welche Strategien wirklich helfen, um faire Tarife zu bekommen.


Warum ältere Fahrer oft mehr zahlen müssen

Versicherungsbeiträge richten sich nach statistischen Risikoprofilen und nicht nach individuellen Fähigkeiten. Neben Fahrzeugtyp, Regionalklasse und Schadensfreiheitsklasse spielt auch das Alter eine große Rolle.

Ab etwa 70 Jahren beginnen viele Versicherer, Zuschläge zu berechnen.

Der Grund ist, dass statistisch mit zunehmendem Alter die Wahrscheinlichkeit für Unfälle leicht ansteigt, unter anderem wegen nachlassender Reaktionszeit oder gesundheitlicher Einschränkungen.

Das bedeutet allerdings nicht, dass alle älteren Fahrer ein höheres Risiko darstellen. Viele sind vorsichtig, fahren weniger Kilometer und vermeiden riskante Situationen. Trotzdem werden sie in der Statistik mit erfasst und zahlen damit oft mehr als nötig.


Altersdiskriminierung oder gerechtfertigtes Risiko?

Die meisten Versicherer stufen Autofahrer ab 65 Jahren in ein höheres Risikoprofil ein.

Laut Statistischem Bundesamt tragen etwa zwei Drittel der über 65-jährigen Autofahrer die Hauptschuld an Unfällen mit Personenschäden.


Diese Risikoeinstufung hat erhebliche finanzielle Auswirkungen. Ein 85-jähriger Golf-Fahrer zahlt durchschnittlich 394 Euro mehr pro Jahr als ein 55-Jähriger. Das entspricht einer Steigerung von 139 Prozent. Selbst 75-Jährige müssen mit einem Aufschlag von 74 Prozent (210 Euro) rechnen.


Hierbei ist wichtig zu wissen, dass diese altersabhängige Tarifierung rechtlich zulässig ist. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) bestätigte 2020, dass Alterszuschläge auf "anerkannten Prinzipien risikoadäquater Kalkulation" beruhen und damit keine unzulässige Diskriminierung darstellen.


Der Familientrick: So halten Sie Ihre Kfz-Versicherung im Alter günstig

Mit dem "Familientrick" kann man effektiv sparen, jedoch ist hierbei Vorsicht geboten. Bei diesem "Trick" wird das Fahrzeug auf ein Kind oder ein Enkelkind umgemeldet, inklusive der Schadenfreiheitsklasse (SF-Klasse). Dadurch lassen sich, abhängig von der individuellen Situation, bis zu 54% der Beiträge sparen.


So funktioniert es:

  1. Das Fahrzeug wird auf die Tochter oder den Sohn als Versicherungsnehmer angemeldet.
  2. Die Schadenfreiheitsklasse des Seniors wird übertragen, sofern das Familienmitglied lange genug den Führerschein besitzt.
  3. Der Senior wird als regelmäßiger Fahrer eingetragen oder muss je nach Versicherer gar nicht als Fahrer explizit genannt werden


Bei der Übertragung schadenfreier Jahre zu beachten:

  • Verwandtschaftsverhältnis: Übertragungen sind meist nur zwischen Ehepartnern, Kindern, Enkeln, Geschwistern oder Großeltern erlaubt.
  • Führerscheinbesitz: Der Empfänger darf nur so viele schadenfreie Jahre übernehmen, wie er selbst den Führerschein besitzt.
  • Regelmäßige Nutzung: Manche Versicherer wollen eine Erklärung, dass das Kind bereits regelmäßig Autos des Elternteils genutzt hat.


Achtung vor Kostenfallen: Nicht alle Varianten des Familientricks sparen automatisch Geld. Wird das Auto erstmals als Zweitwagen versichert und startet in der niedrigen Schadenfreiheitsklasse ½, können die Kosten sogar steigen. Ein 75-jähriger Senior zahlt dann 63 Prozent mehr, wenn er sein Fahrzeug über ein 30 Jahre jüngeres Kind in SF-Klasse ½ versichert.


Wann der Führerschein abgegeben werden sollte

Sicherheit geht ganz klar vor Kostenersparnis. Auch die besten Spartipps helfen nicht, wenn die Fahrtüchtigkeit nachlässt. Die Fahrer sollten ehrlich zu sich selbst ein und die Hinweise von dem Umfeld, wie der Familie und Ärzten beachten. Bei nachlassender Konzentration, langsameren Reaktionszeiten oder Problemen beim Sehen sollte ernsthaft über die Aufgabe des Führerschein nachgedacht werden.


Aktiv bleiben und regelmäßig prüfen lohnt sich

Bei gewährleisteter Fahrtüchtigkeit, lohnt es sich zu überlegen, wie die KFZ-Versicherung gestaltet werden kann. Auch wenn Alterszuschläge rechtlich begründet sind, müssen Sie diese nicht einfach hinnehmen. Mit einem klugen Vorgehen, regelmäßigem Vergleich und legalen Tariftricks können Sie bei Vorliegen der Voraussetzungen Beiträge   sparen und dabei weiterhin optimal versichert bleiben.


Gerne helfen wir Ihnen dabei, die optimale Lösung für Ihre persönlichen Bedürfnisse zu finden.