Palliativversorgung

Bärbel Amels • 13. September 2025

Bei meiner Generationenberatung zeigt sich, dass viele den Begriff "Palliativversorgung" schon einmal gehört haben, aber nur sehr grobe Vorstellungen haben, worum es sich genau handelt.

Die Generationenberaterin Bärbel Amels hat in ihrem Newsletter einen sehr informativen Artikel hierzu geschrieben und ich darf ihn hier als Gastbeitrag ebenfalls veröffentlichen:


Palliativversorgung/-medizin: Eine Einführung

In meinen Beratungen erlebe ich es leider ständig: Viele Menschen wissen nicht, was ist eigentlich eine Palliativversorgung, wer darf sie in Anspruch nehmen und vor allem, was bringt sie den Patienten. Es braucht immer weiter Aufkärung und Informationen, um diese wirklich so wertvolle Unterstützung allen verständlich und zugänglich zu machen.


Eine der größen Fehlannahmen ist die Befürchtung, "palliativ zu sein" bedeutet, man wird zum Sterben "abgeschoben". NEIN, das Gegenteil ist der Fall:


Palliativ kommt aus dem Lateinischen und kommt von palliare = ummanteln. Ein wunderschöner Begriff. Es geht darum, die Lebensqualität von Menschen mit einer unheilbaren und/oder einer lebensverkürzenden Erkrankung zu verbessern oder zu erhalten. Die eigentliche Erkrankung wird nicht (mehr) behandelt (das wäre kurative = heilende Therapie), sondern es geht um die sog. Symptomkontrolle, zB Schmerzen, Atemnot, Unruhe und Übelkeit zu bekämpfen, um somit die Lebensqualität zu vebessern. 


Der ganzheitliche Ansatz spielt eine entscheidende Rolle. Es geht nicht nur um die körperlichen Bedürfnisse der Patienten. Vielmehr werden auch die  psychischen, sozialen und auch spirituellen Bedürfnisse der Patienten gesehen und berücksichtigt. Dabei stehen die Wünsche und die Wertvorstellungen der Patienten stets im Vordergrund.


Ein besonderer Fokus liegt auch auf der Begleitung und Entlastung der Angehörigen. Diese sind mit ihren Wünschen und Bedürfnissen fest im palliativen Versorgungskonzept miteingebunden.


Es geht um die Erhaltung der maximalen Lebensqualtiät, die in den meisten Fällen so wunderbar erreicht wird, dass viele sterbende Patienten noch eine schöne und glückliche verbleibende Lebenszeit verbringen.


Vor allem für die Abschiedsgestaltung mit der Familie und den Zugehörigen wird diese Zeit oft sehr intensivl erlebt. Ich höre oft: "Obwohl wir wussten, dass meine Mutter bald sterben wird, haben wir die intensivste und schönste Zeit miteinander im Hospiz verbracht." So etwas zu hören, ist wunderschön. Es liegt daran, dass sowohl die Patienten als auch die Angehörigen in allen Dingen entlastet werden. Die verbleibende Zeit kann ausschließlich der Abschiednahme und dem Schaffen von Erinnerungen dienen - ein sehr wertvoller Beginn eines heilsamen Trauerprozesses.


Eine Palliativversorgung kann an veschiedenen Orten stattfinden:


Palliativstation im Krankenhaus


Hier ist die Verweilzeit begrenzt. Es geht um die Stabilisierung der Patienten, damit diese dann entweder nachhause, in ein Hospiz oder in ein Pflegeheim entlassen werden. Tatsächlich versterben viele Patienten bereits auf der Palliativstation. Die Frage ist erlaubt, hätten Sie vielleicht früher hierhin verlegt werden sollen, um dann noch in ein Hospiz oder nachhause kommen zu können? Eine Palliativstation steht wirtschaftlich oft mit einer "normalen" Station im Widerspruch...


Hospiz


Hierbei handelt es sich um eine eigenständige Einrichtung, die Menschen (sie heißen dort Gäste) mit einer begrenzten Lebenserwartung aufnehmen, um diese bis zu deren Lebensende nach den o.g. Kriterien ganzheitlich zu begleiten und ein würdevolles Sterben zu ermöglichen. Mulitprofessionlle Teams, die aus Ärzten, Pflegekräften, Seelsorgern, Sozialarbeitern und ehrenamtlichen Begleitern bestehen, ermöglichen diese besondere Form der Palliativversorgung. Es besteht viel Raum für die persönliche Begleitung, Nähe und psychosoziale Unterstützung zu. Lebensqualität und Würde stehen stets im Mittelpunkt. 


Zuhause


Allgemeine ambulante Palliativversorgungdienste: Schwerkranke Patienten werden in der häuslichen Umgebung von Pflegekräften eines allgemeinen Pflegedienstes, aber ohne spezielle Weiterbildung oder einen Palliativmediziner, versorgt. Eine spezialisierte ambulante Palliativversorung (SAPV) hingegen ist bei Menschen mit komplexen und schwer kontollierbaren Symptomen vorgesehen. Hier ist neben einem spezialisierten Team auch ein Palliativmediziner mit an Bord. Eine SAPV muss ärztlich verordnet werden. Die familiäre Situation sollte dies ebenfalls ermöglichen, denn trotz intensiver Palliativbegleitung ist die Belastung nicht zu unterschätzen.


Pflegeheim


Diese Option ist für meine Begriffe die schlechteste und kommt für die Menschen in Frage, die schon vorher Bewohner in einem Pflegeheim waren. Lt. Sozialgesetzbuch dürfen Pflegeheimbewohner nicht in einem Hospiz aufgenommen werden. Manche Pflegeheime haben Pflegekräfte, die eine ensprechende Palliativ-Care-Ausbildung haben. Das bekannte Personalmangelproblem lässt leider auf keine ausreichende bedürfnisorientierte Begleitung der sterbenden Bewohner hoffen...


Palliativversorgungen, egal, wo sie stattfinden, sind jedem zugänglich. Sie sind für alle kostenlos, völlig unabhängig davon, ob jemand gesetzlich oder privat krankenversichert ist. Sie sich auch nicht an eine bestehende Mitgliedschaft gebunden.




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